Reisen

Weltcup-Finale am Fuß von Eiger, Mönch und Jungfrau

Der Weltcup der Orientierungsläufer beinhaltet jährlich vier Stationen mit jeweils drei bis vier Rennen. Anhand eines Punktesystems wird somit der Gesamtweltcup-Sieger am Ende jeder Saison gekürt. Traditionsgemäß findet das Weltcup-Finale alljährlich in der Schweiz statt, was vor allem für Qualität in punkto Organisation spricht. Als Austragungsort diente in diesem Jahr das touristisch stark geprägte Grindelwald für dieses verlängerte Wettkampfwochenende vom 29.09. - 01.10.17. Der 4.000 Einwohner große Ort befindet sich auf rund 1.000 m über N.N. in einem abgelegenen Tal oberhalb von Interlaken. Gelegen am Fuße von Eiger, Mönch und Jungfrau, bieten sich hier atemberaubende Blicke auf die -  neben dem Matterhorn - wohl bekanntesten Berge der Schweiz.

Bei herbstlichen Temperaturen machte sich auch ein 10-köpfiges deutsches Team auf die Reise zum Weltcup-Finale. Die Mannschaft vertrat eine schlagkräftige Truppe aus Dresden: neben Patricia Nieke, Paula Starke und Betreuerin Corinna Nieke (alle USV TU Dresden) und Philipp Müller, Moritz Döllgast und Matthias Kretzschmar (alle Post SV Dresden) war auch die für Estland startende und in Dresden lebende Kerstin Uiboupin (USV TU Dresden) mit dabei. Aufgrund der Tatsache, dass Deutschland nicht als Top-Nation im Orientierungslauf zählt und die Finanzierung zu einem Großteil durch die meist studierenden Athleten selbst getragen werden muss, erfolgte die Unterbringung in einer einfachen Ferienwohnung anstatt im Hotel.

Als Orientierungsläufer ist man es gewöhnt, sich für jeden Wettkämpf aufs Neue auf die unterschiedlichsten Geländetypen einzustellen. Daher mussten wir uns direkt nach der Ankunft in Grindelwald noch mit dem recht speziellen alpinen Gelände vertraut machen. In einem nahegelegenen Waldgebiet nahmen wir am sogenannten „Model-Event“ teil, einem Trainingslauf, der dem Wettkampfgelände der Folgetage sehr ähnelt.

Bereits am Freitag startete das Weltcup-Finale mit einem echten Hammer. Auf dem Programm stand die Langstrecke. Die ausgeschriebene Streckenlänge von 11,7 km bei einer geplanten Siegerzeit von 85 min bei den Herren klingt einfach zu schaffen. Der Nebenfakt, dass die Strecke 780 m Steigung hat und ein Großteil der Bahn durch einen steilen und ruppigen alpinen Hang abseits der Wege ging, hört sich schon etwas anders an. Als sogenannte Quarantäne-Zone diente die Bergbahnstation „First“ auf fast 2200 m über N.N.

Die Pflichtstrecke, zum rund 2 km entfernten Start direkt an der Berggaststätte Waldspitz, konnte man noch einmal unter entsprechender Wettkampfanspannung, aber mit grandioser Aussicht, genießen. Dann wurde es ernst. Der Wettkampf bot alles was man erwarten konnte: schlecht bis akzeptabel belaufbare Hänge, die ein oder andere Wegpassage, die Querung von Kuhweiden und das entsprechende übersteigen von Stacheldrahtzäune, tiefe Täler sowie giftige An- und Abstiege. Nach 105 – 125 min waren alle deutschen Herren erschöpft im Ziel. Überragender Sieger wurde der Fünftplatzierte des Sierre-Zinal Berglaufes Matthias Kyburz aus der Schweiz und das in fast unvorstellbaren 83 min. Es sei erwähnt, dass sich aufgrund der enormen Startüberhöhung insgesamt 1400 m Abstieg im Wettkampf angesammelt haben.

Eine Bahnfahrt ins Tal, ein selbstgekochtes Abendbrot und eine Nacht später stand schon der nächste Lauf auf dem Programm. Unter durchweg großen Schmerzen der vorderen Oberschenkelmuskulatur, machten sich alle Athleten unseres Teams an den Start der Mitteldistanz in einem angrenzenden Waldgebiet oberhalb Grindelwalds. Es erwartete uns ein für Mittelstrecken typisch technischer Wald mit vielen Höhen sowie Stein- und Felsformationen. Nach getaner Arbeit im Wald ging es den letzten Kilometer steil bergab auf den Eigerplatz im Zentrum Grindelwalds. Das ganze unter den Augen zahlreicher Zuschauer sowie der Liveübertragung des SRF. Im Ziel waren die meisten der deutschen Starter mit ihren Läufen zufrieden. In einem Punkt waren sich alle einig: das Gelände war physisch extrem fordernd und orientierungstechnisch weitab vom klarstrukturierten deutschen Durchschnittswald.

Im Rahmen einer Sprintstaffel, die sich aus der Reihenfolge Frau-Mann-Mann-Frau zusammensetzt, lockte uns der Veranstalter des Weltcup-Finals noch einmal direkt in das Bergdorf Grindelwald. Mit einem imposanten Massenstart machten sich 37 Teams auf den Weg zwischen den typisch schweizerischen Berghütten. In einem gewohnt engen Rennen, konnte unser erstes deutsches Team einen 12. Rang unter den 1. Teams jeder Nation erlangen.

Zum Abschluss des langen Weltcup-Jahres mit insgesamt 10 Einzel- und 5 Staffelrennen auf vier verschiedene Länder verteilt, gab es noch einen lockeren Ausklang der Saison in Form einer Party.

Insgesamt war es ein lohnenswertes Wochenende in der Schweiz, welches bereits jetzt eine Motivation für das Wintertraining und die kommenden Weltcupläufe ist. Mit einer guten Dresdner Trainingsgruppe geht der Blick schon in Richtung Europameisterschaft im schweizerischen Tessin, der Weltcuprunde in Südnorwegen, der Weltmeisterschaft in Lettland und dem Weltcup-Finale, dieses Mal ausnahmsweise Prag und ins Český Ráj nahe Turnov.

 

Vielen Dank für die Bilder an: Corinna Nieke (Bild 1 bis 4) & Fred Härtelt (Bild 5)

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